nobilis, Oktober 2014

Fortschreitendes Alter, Krankheiten, Behinderungen – damit Menschen unabhängig leben können, brauchen sie ein barrierefreies Zuhause. nobilis hat eine Familie besucht, deren Sohn mit Behinderung auf die Welt kam.

Bordsteinkanten, Treppenstufen oder Türschwellen – das sind Herausforderungen, die älteren und behinderten Menschen das Leben nicht selten richtig schwer machen. Damit zu Hause größtmögliche Selbstständigkeit gewährleistet ist, gilt es, eine barrierefreie Wohnumgebung zu schaffen.

Familie Bulitta stand genau vor diesen Herausforderungen, nachdem ihr drittes Kind, Benjamin, mit einer Schwerstbehinderung auf die Welt gekommen war. Zu dieser Zeit lebte die Familie in einem Reihenendhaus in Arnum, einem Stadtteil Hemmingens. Je größer Benjamin wurde, desto aufwändiger seine Pflege. Das Haus erwies sich als zu eng und ungeeignet für einen Menschen, der auf den Rollstuhl angewiesen ist. Das alte schmale Treppenhaus brachte ebenso unüberwindbare Probleme mit sich wie die engen Türen. Für einwandfreie Pflegebedingungen hätte das ganze Haus aufwändig umgebaut werden müssen.

Die Familie entschied sich, ein Haus von Grund auf neu zu errichten, um von der ersten bis in die oberste Etage eine vollständige Barrierefreiheit schaffen zu können. Als das passende Grundstück gefunden war, begannen die ersten Überlegungen: Das neue Zuhause sollte einen Treppenlift haben und breite Flure für den Rollstuhl des inzwischen 12-jährigen Sohnes. Familie Bulitta wandte sich an den Bauträger Fischer Bau GmbH Hannover, der mit ihnen gemeinsam das komplizierte Vorhaben in die Tat umsetzte. „Wir versuchen für jeden unserer Kunden den Traum vom eigenen Haus zu ermöglichen. Daher bieten wir ein ,Rundum-sorglos-Paket‘ bis hin zum fertigen Haus, da wir einfach alles abdecken. Von der Grundstückssuche über die Beratung und Planung bis hin zum fertigen Bau. So war es auch bei der Familie Bulitta. Da wir schon zahlreiche Bungalows und diverse Altenheime errichtet haben, haben wir auf diesem Gebiet extrem gute Kenntnisse“, so Elisabeth Hamers von der Fischer-Bau GmbH. Die Fischer-Bau GmbH ist eine der bedeutendsten Bauträgergesellschaften in Deutschland. In bereits 5 000 Bauprojekten realisierte sie gemeinsam mit den Bauherren den Traum vom Haus. Für Familie Bulitta meisterte das Unternehmen auch die baulichen Herausforderungen, die ein barrierefreies Leben ermöglichen.

Barrierefreiheit schafft Erleichterung im Alltag

So wurde in dem Haus in Oberricklingen die Haustür ebenerdig, ohne Schwelle eingesetzt, und auch alle anderen Türen, z.B. hinaus auf die Terrasse sind schwellenlos befahrbar. „Keine Tür ist hier schmaler als einen Meter“, erläutert Andreas Bulitta, „und innen haben wir Wert darauf gelegt, dass wir weite Flächen und breite Laufwege behalten, also unsere Möbel eher am Rand platzieren und nicht den Raum mit ihnen ‚versperren’. Benjamin können wir so besser durch die Räume fahren, und in seinem Laufgestell kann er dadurch auch hin und wieder ein paar Schritte alleine tun. Wenn wir einmal barrierefrei bauen, dann gleich richtig. Für uns oder unsere Eltern kann das später im Alter ja auch nur von Vorteil sein“.

Barrierefreiheit ist nicht nur für Menschen mit Behinderungen wichtig, sondern auch für ältere Menschen, die sich zum Beispiel mit Rollator oder Gehstock eingeschränkt bewegen können. Auch für sie stellen Stolperfallen im Haus erhebliche Probleme dar. Diese können durch ebenerdige Lösungen oder Rampen vermieden werden.

In einem mehrstöckigen Gebäude, für das sich auch die Bulittas entschieden haben, wird Barrierefreiheit über das Erdgeschoss hinaus durch einen Treppenlift gewährleistet. Dabei ist zu beachten, dass die Treppe eine Breite von mindestens 1,20 Meter aufweisen muss, damit der Lift einen ausreichenden Wendekreis hat. Bei der Breite von Türen schreibt die DIN-Norm ein Mindestmai von 90 Zentimeter vor, sodass diese gut mit dem Rollstuhl passiert werden können. DIN-Normen regeln die Barrierefreiheit detailliert und im Einzelnen in öffentlichen Räumen genauso wie im privaten Bereich.

Das neue Haus hat bei Familie Bulitta den Alltag verändert: „Unser Leben wurde in dem neuen Haus viel entspannter. Wir müssen Benjamin nicht mehr ständig tragen, er kann bequem mit dem Lifter nach oben oder unten fahren. Und auch innerhalb einer Etage sind die Wege kurz und breit genug. Von Benjamins Schlafzimmer führt eine Schiebetür direkt in das angrenzende Badezimmer, was die Pflege zusätzlich enorm erleichtet“, bewertet Petra Bulitta die neue Situation.

Barrierefreiheit im Badezimmer

Barrierefreiheit im Bad kann ebenfalls durch weite Flächen geschaffen werden. Für Rollstuhlfahrer und ältere Menschen muss die Dusche ebenerdig befahrbar bzw. betretbar sein, also ohne jegliche Einstiegskante, Für eine bequeme Wendemöglichkeit ist eine geräumige Dusche wichtig, die DIN schlägt hier eine Größe von 150 x 150 Zentimeter vor. Auch die Bulittas haben in ihrem „Pflegebadezimmer“, wie es von der Familie genannt wird, großen Wert auf eine extra große Dusche gelegt. Benjamin kann mit seiner Duschliege hinein gefahren werden – und zusätzlich finden Mama oder Papa Bulitta Platz.

Bei Senioren empfiehlt sich zusätzlich die Anbringung eines Duschsitzes mit Griffen und Haltevorrichtungen, damit auch für sie eine sichere und eigenständige Pflege möglich ist. Für Badewannenliebhaber gibt es Wannen, die per Tür betretbar sind. Wählt man eine normale Badewanne, hilft ein Wannenlift beim Einsteigen, Für Spiegel, Waschbecken, oder Toilettenbecken ist die richtige Höhe wichtig. Für Rollstuhlfahrer empfiehlt die DIN eine Waschbeckenhöhe von 65 – 70 Zentimeter, stehend eine Höhe von 80 – 85 Zentimeter. Wenn mehrere Menschen dasselbe Bad benutzen, ist ein höhenverstellbares Waschbecken oft die geeignete Lösung.

Barrierefreiheit in der Küche

Bei Familie Bulitta ist die Küche der einzige Raum, den sie nicht komplett barrierefrei bauen ließ. „Benjamin wird nie so selbstständig sein, dass er uns mal ein Essen zubereiten wird. Von daher können wir ganz gut mit einer weitgehend ‚normalen’ Küche leben“, so der Hausherr. Was bei Familie Bulitta nicht erforderlich ist, erweist sich für andere behinderte oder ältere Menschen als unverzichtbar: Küchenschränke in Griffhöhe, am besten Hängeschränke, die bei Bedarf mittels Liftsystem herunter gezogen werden können. Vorteilhaft sind auch unterfahrbare Arbeitsflächen und genug Platz zum Öffnen der Schranktüren.

Funktionalität mit gutem Aussehen

Weil neben der Funktionalität auch das Aussehen eine immer größere Rolle spielt, spezialisieren sich zunehmend Hersteller auf barrierefreie Accessoires und Möbel in edlem Design. Menschen mit Behinderungen entwickeln hier teilweise aktiv die Produkte mit, so wie beim Porzellan „Sophies“. Dieses Geschirr hat einen guten Griff durch eine eingearbeitete Mulde und verspricht durch seinen schrägen Boden vereinfachtes Essen – auch beim Einsatz von nur einer Hand.

Delphin-Therapie für Benjamin

Familie Bulitta lebt nun schon seit einem halben Jahr im neuen barrierefreien Haus. Der Alltag mit Benjamin ist seitdem viel leichter geworden. Trotzdem bleibt die Betreuung des 12-jährigen eine intensive Aufgabe, bei der alle mithelfen, Hin und wieder entflieht die Familie dem Alltagstrubel – auch, weil die sogenannte Delphin-Therapie Benjamin hilft. Deshalb versuchen die Bulittas einmal im Jahr in die Türkei zu fliegen. So auch in diesem Sommer. Da diese Therapie bisher nicht wissenschaftlich untermauert ist, werden die Kosten von den Krankenkassen allerdings nicht übernommen. „Wir sind vom Erfolg trotzdem überzeugt. Benjamin hat beispielsweise vor Jahren einen Tag nach seiner ersten Therapie mit den Delphinen auf unserer Terrasse seine ersten eigenen Schritte gemacht. Auch die regelmäßigen Krampfanfälle gehen nach den Aufenthalten dort jedes Mal deutlich zurück“, berichtet Petra Bulitta. Ohne die Hilfe durch Spendengelder könnten Bulittas Benjamin diese Reisen kaum möglich machen. Deshalb hat die Familie ein Spendenkonto eingerichtet. Für Benjamin sind die Stunden mit den klugen Tieren im Wasser nämlich neben dem neuen Zuhause ein weiterer wichtiger Mosaikstein, der ihm den Alltag erleichtert.